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Curacao reloaded #6 - no risk no fun :-)

Zu den Tropen gehört auch mal ein ordentlicher Guß - so begrüßt uns der neue Tag. Ein Regentag? Weit gefehlt, nach nicht einmal 10 Minuten ist die Sache vorbei und die Sonne strahlt wieder vom Himmel. Das interessante daran ist, dass der Regen nicht kalt ist und man einfach so durchlaufen kann, auch mit Gewand. Wird zwar nass, aber Minuten danach ist man wieder komplett trocken. Das mag ich :)

Für die heutige Story muss ich ein wenig ausholen. Schon zuhause habe ich mir einen Tauchplatz angesehen, der diesmal besucht werden muss. Blue Room heißt der Platz und es soll wohl ein unvergesslicher Eindruck sein, aus dem Berginneren auf das Meer hinauszusehen - unter Wasser wohlgemerkt. Wo genau der Platz liegt wusste ich nicht, soll wohl im Norden oder Westen sein. Aber das nur mal als Vorinformation. Nach dem Frühstück wollten wir einfach gemütlich irgendwo in der Nähe tauchen und da bietet sich Playa Santa Cruz perfekt an. Nach kurzer Recherche finde ich heraus, dass es dort den international berühmten Tauchplatz "Mushroom Forest" und ein 40m Schiffswrack gibt. Irgendwo lese ich auch vom Blue Room - aber es gibt online keine Tauchplatzkarten dafür. Auf Google Maps ist ein Weg eingezeichnet, der von Playa Santa Cruz zum "Playa Santu Pretu" führt, von dort soll man den Spot wohl erreichen. Der Name "Santu Pretu" bedeutet "Schwarzer Sand" - und keine Sorge, das Lied der Nockis handelt nicht davon :-)

Also fahren wir da hin und finden heraus, dass der Weg von Santa Cruz nach Santu Pretu nicht mehr existiert. Dort wo der Weg endet, findet sich eine Kneipe und ein Kayakverleih mit einem etwas seltsamen Mann. Es ist eine Mischung aus Schiffswerft, Straßenküche, Baustelle und Müllhalde.


Das Pommes-Fett riecht schon etwas streng, wir wollen aber auch tauchen und nicht essen. Ich stelle mich vor, er sich auch: Captain Feel Good sein Name und er nimmt alle Währungen. Hauptsache cash. Warum der Titel "no risk no fun"? Lies weiter, wir wussten es jetzt auch noch nicht :-)

Er hat ein Boot mit dem er uns zu Mushroom Forest bringen kann, und tatsächlich ist angeblich am Ende des Tauchplatzes der berühmte "Blue Room". Wir zählen die Kröten nach seiner Preisangabe und haben knapp zu wenig Geld dabei. Ich gebe ihm Bescheid, dass wir halt morgen wiederkommen. Darauf meint er nur "it's a drift dive, bring your shit (gear) and hop on the boat, you pay me later". Na dann, alles klar soweit. Ausgeredet. Das Boot hat keine Leiter, dafür eine mega hohe Bordwand, irgendwie werden wir da nach dem Dive schon wieder reinkommen denke ich. Alles geht irgendwie. Ein Tauchboot sieht anders aus :-)

Und los geht die Fahrt. Die 75PS bringen uns gut vorwärts und nach ca. 10 Minuten sind wir auch schon am Mushroom Forest. Der Skipper ist der etwas sehr ruhige Sohn des Besitzers und er zeigt uns an, dass wir nun endlich über Bord gehen sollen. Wir sind zu zweit am Boot, und noch zwei Schnorchler. Ich frage noch wo der Blue Room ist und er zeigt auf eine Boje die fast unsichtbar am Horizont schwimmt. Schon weit, denke ich. Mindestens 1,5km, aber gut, es soll ja die Strömung dorthin geben. Briefing: negativ. Ich nehme noch einen Kompasskurs und dann tauchen wir ab und das Boot düst weiter, wir sind alleine im Meer.

Wow! Wir sind beide geflashed. So etwas haben wir noch nie gesehen - bei glasklarem Wasser tut sich ein Korallengarten auf, der nicht umsonst in allen Tauchmagazinen weltweit schon illustriert wurde. Es tut sich uns ein Aquarium auf, das schöner nicht sein könnte - ganz gleich wohin man schaut, ein Unterwasserparadies vom Feinsten.

Die Strömung zieht uns tatsächlich sanft in Richtung Süden, alles cool - wir treiben direkt auf den Blue Room zu. Sagt der Kompass. Nach knapp einer Stunde sind wir da und tauchen in die Höhle, erst ist alles dunkel und dann gewöhnt sich das Auge daran. Wir finden uns in einem Raum wieder, der Blick nach draußen gehört zum Geilsten was ich in den letzten Jahren erlebt habe. Hier natürlich ein paar Bilder davon.

Nach weit über einer Stunde Tauchzeit kommen wir an der vereinbarten Boje hoch und irgendwie wundert es uns gar nicht, dass kein Boot da ist. Macht nix, wir haben Zeit, das Wasser ist warm und der Tauchgang war so mega schön. Aber irgendwie wär es auch cool, wieder abgeholt zu werden. Ein kleines Fragezeichen hab ich schon im Kopf, weil wir die Zeit so überzogen haben. Zurück schwimmen dauert einen halben Tag. Später werden wir lesen, dass die Sorge nicht unbegründet war. Egal, das Wetter passt, die Sonne scheint, wir warten. Nach einiger Zeit braust ein Boot auf uns zu, und wir erkennen den Kahn von Captain Feel Good wieder. Sein Sohn steuert und ein Kumpel ist auch an Bord. Er hatte wohl noch was zu erledigen. Ich lege mein Equipment ab, hieve es aufs Boot und mit einem Schwarzengger Klimmzug lande ich an Deck. Hilfe der Jungs am Boot: negativ. Haben wir wohl nicht gebucht. Aber sie beobachten uns wenigstens ganz neugierig. Andrea macht es genauso und siehe da, der Einstieg ins Boot klappt wie am Schnürchen. Gerüchten zufolge hat ihr das lange "Aerial Yoga Training" gut geholfen :-)


Zurück zum Flaschenwechsel - und die Vorfreude auf den nächsten Tauchgang steigt. Das "Shipwreck" ist an der Reihe. Und das Boot und die Crew und Captain Feel Good kennen wir jetzt schon. Wir unterhalten uns ein wenig mit dem "Mr. Feel Good" und seine Geschichten sind - naja, etwas sehr seltsam. Eine Nase Koks pro Woche hilft gegen Corona. Und er hat einen Laser, mit dem beleuchtet er nachts die Bucht von Santa Cruz in blau blinkend. Damit schreckt er Schmuggler ab, die aus Venezuela mit Drogen kommen. Angeblich hilft das. Weil Schmuggler mögen kein blaues Licht. Ich denke, Schmuggler mögen gar kein Licht. Nach ein paar gruselig-unterhaltsamen Minuten stoppen wir das Gespräch mit dem Libanesen-Deutsch-Kubaner und gehen wieder tauchen.

Meine Speicherkarte ist voll - daher heute keine Bilder vom Shipwreck, aber lasst euch sagen - dieser Tauchplatz vor Santa Cruz ist einfach unfassbar schön. Auch das Wrack ist cool. Sehr seicht, hell, man kann an einer Stelle auch rein obwohl es kopfüber liegt. Die Schraube imposant in den Himmel... ach hätte ich nur Fotos. Beim Sicherheitsstop schieße ich die Boje, das Zeichen für die Abholung. Während wir warten, kommt eine junge Schildkröte vorbei und begutachtet erst die Boje, dann uns ganz neugierig - ein Traum! Wir beschließen nochmal dorthin zu fahren, während wir noch auf der Insel sind.

Abends im Appartement stalken wir den Kerl mit seinem "Lets go watersport" ein wenig im Internet und lachen uns krumm. Bei den vielen 1* Bewertungen mit Vermerk "ich hätte gerne 0 Sterne geben, geht aber nicht" braucht der Kerl nie mehr Werbung machen, es wäre verbranntes Geld. Hätte ich das vorher gelesen, dahin wäre ich nie gefahren und hätte eine richtig coole Story verpasst. Nicht alles glauben was im Internet steht. Wer möchte, kann sich hier ein paar Rezensionen durchlesen: Google Bewertungen (rechte Seite).

Okay, er war strange - aber zu uns völlig okay. Und, dass man hier zu 110% selbständig sein muss und selber wissen muss was man tut, war bei Ankunft und Blick auf die Facility schon klar. Angeblich ist seine "pick-up rate" (Gäste die er wieder zurück bringt) ziemlich weit von den 100% entfernt. Draussen vergessen hat er schon einige Gäste. Und einen Schnorchler scheint er wohl ganz verloren zu haben. Wundert mich jetzt nicht, aber am Ende des Tages fährt er ein Taxi-Boot raus und rein. Wenn du am Boot bist passt, wenn nicht ist es ihm wohl auch egal, muss ja wieder zurück und die nächsten Gäste holen. Erst jetzt realisieren wir, dass Captain Feel Good keine einzige Frage gestellt hat, ob wir Taucher sind, ein Brevet haben, es eine Versicherung gibt oder ob wir wissen was wir da draussen überhaupt tun. Sein "it's a drift dive, bring your shit (gear) and hop on the boat, you pay me later" werden wir wohl nie vergessen. Und als Andrea sich bedankt hat, dass wir später zahlen können, meinte er nur "it's time to help each other". Also es dürfte auch gute Momente bei ihm geben.

Tipp: Bitte fahr mit dem Kerl nur dann, wenn Du selbst ganz genau weißt, was Du tust und für deine Sicherheit selbst sorgen kannst! Erwarte auch kein "feel good" Gedüdel, Du machst den Trip auf dich gestellt.

Wir hatten ein super Erlebnis, wissen aber ganz genau, dass es auch nicht für jeden so passt. Ganz ohne jegliche Information und Unterstützung kann ein Schönwetter-Trip auch ganz schnell anders ausgehen.

Morgen geht es auf die Jagd nach Rotfeuerfischen, bleib dran, das wird auch wieder richtig cool!

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