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Curacao Tag sechs

Aktualisiert: 28. Feb. 2021

Ein wenig aufgeregt sind wir schon beim Frühstück. Trotzdem gelingt das Frühstücksei perfekt, womit ich das "soft boiled eggs Instructor" Brevet verliehen bekomme. Es war wohl das beste weiche Ei, das meine Frau je gegessen hat. Morgen gibt es ein Ei von den eigenen Hühnern unserer Vermieter, mal sehen ob ich es bis zum "Instructor Trainer" schaffe. Mit weichen Eiern. Genug geschwafelt, nun lüften wir die Überraschung: Andrea und ich planen unter die Jäger zu gehen. Nein, nicht normale Jäger, sondern Unterwasser-Jäger! Dunja von Central Dive Curacao begrüßt uns mit frischen Tanks und weiterem Equipment. Die Jagd auf die Rotfeuerfische hat begonnen. Aber so wie immer, richtiges Wissen gehört dazu, daher starten wir im großen Palappa mit der super interessanten Theorie - und Dunja machts auch richtig famos! Vorweg: Rotfeuerfische sind eine Plage. Man bekommt sie mit normaler Fischerei nicht in den Griff, weltweit ist es damit sehr gewünscht - im Sinne der Umwelt und Riffgesundheit - diese Fische aus dem Wasser zu holen.

Mit bestem Lokal-Knowhow führt sie uns dann zu einem nahezu unbekannten Tauchplatz, der liegt nur 10 Minuten vom Appartement entfernt. Das Gute liegt oft so nah. Ohne richtiges Auto hast Du da jedoch keine Chance. Eine Passage am Weg verlangt mir mein vollstes fahrerisches Können ab. Wieder keine Hand frei zum Filmen, ich lerne dazu und beschließe nächstes Mal meiner Frau die Kamera zu geben. Damit ihr einen Eindruck bekommt, warum es eine sinnvolle Entscheidung ist hier einen Pickup zu mieten. Alles andere funktioniert einfach nicht, auch wenn es deutlich günstiger ist.

Das Auspacken des Offroad-Könnens lohnt sich. Wir erreichen das Ziel und staunen schon wieder.

Ein weiterer Traumstrand und wir sind mausallein. Als ob es einfach keine Zivilisation gibt, die Insel wird immer mehr zum Gegenstand unserer Träume.

Kein Geräusch der Zivilisation, keine Menschenseele. Nur wir, Dunja und unsere zukünftigen Opfer. Und die wissen noch nicht, wo deren Tag heute endet. Wir starten nochmal mit "Schießübungen". Red Bull Dosen haben dafür ihre perfekte Verwendung gefunden. Natürlich nicht liegengelassen sondern wieder mitgenommen.

Wir packen das Equipment auf den Rücken, stapfen ins seichte Wasser und schwimmen gerade mal 3 Minuten zum Drop Off des herrlichen Saumriffs. Sofort nach dem Abtauchen wird mir klar, Dunja ist Jägerin aus Passion. Eine Top-Predatoress sozusagen. Wie ein Torpedo schießt sie zu verdächtigen Plätzen wo sie Rotfeuerfische vermutet. Und schon nach nicht einmal 5 bar findet sie 3 Exemplare. Gentleman wie ich seit Geburt an bin, lasse ich meiner Frau den Vortritt. Sie pirscht sich an, spannt die Sling-Gun, zielt und - verschont das Leben dieses Fisches. Nicht ganz mit Absicht, zugegeben - aber es ist gar nicht so einfach zu treffen. Das bemerke ich schnell, als meine ersten drei Schüsse im Fels enden. Nicht im Fisch. Die Biester sind verdammt schnell wenn sie mal gemerkt haben was gerade abgeht. In dieser Art geht es weiter und bei der Hälfte des Tauchgangs spüre ich zum ersten Mal das Gefühl, wie mein Speer den Fisch voll erwischt. Ich fühle mich heldenhaft, meisterlich, männlich - back to the roots sozusagen. Der Mann erlegt das Essen. Bei etwas genauerer Betrachtung wird mir klar, von dieser Größe Rotfeuerfisch müsste ich ungefähr 20 erwischen um satt zu werden. Geschweige denn noch meine Frau zu ernähren. Dunja gratuliert mir anschließend zum Treffer und baut mich wieder auf: es gibt wohl Wettbewerbe, wo der kleinste Rotfeuerfisch den Sieg bringt. Üben. Üben und weiter üben. Ich beginne langsam einen Blick für deren Verstecke während des Tages zu entwickeln.

Nach dem ersten Tauchgang bekommen wir die Einweisung wie man so einen Fisch an der Oberfläche zerlegt, die giftigen Stacheln entfernt und Dunja verabschiedet sich wissend, lächelnd, ich denke sie geht davon aus, dass wir unser Essen abends im Supermarkt holen. Den großen den sie erwischt hat und den kleinen den ich erwischt habe bringt sie uns ins Appartement in den Kühlschrank.

Mein Buddy Andrea und ich verbringen eine herrliche Oberflächenpause bevor wir unseren ersten selbständigen Jagt-Tauchgang starten. Unser perfekt geplantes und besprochenes System beginnt zu funktionieren. Andrea spottet und findet mit unglaublich gutem Auge einen Rotfeuerfisch. Ich tariere mich aus, ziele, schieße und PENG. Erwischt. Ein Prachtexemplar, das wird eine feine Mahlzeit. So läuft dann der Tauchgang weiter, die Zeit vergeht wie im Flug und als wir auftauchen haben wir 3 richtig große Rotfeuerfische im Köcher. Eine Quote von 100% mit 0 Rest. Drei Schüsse, drei Treffer. Ich strahle. Die Ehre des Alphamännchens ist wieder hergestellt und perfektes Teamwork hat noch immer zu einem gut gefüllten Magen geführt.

Zurück im Appartement geht es dann frisch ans Werk. Ich wende das im Kurs erlernte fachmännisch an und entferne alle Giftstacheln von den Fischen. Danach noch schnell ausgenommen und Andrea bereitet den Fisch für seine vorletzte Station vor. Den Griller.

Inzwischen mache ich Feuer und fühle mich wie Robinson Crusoe zu besten Zeiten. Der Magen knurrt, alles ist bereit und mit Hochspannung erwarten wir das Ergebnis der ersten selbst erlegten Rotfeuerfische.

Jetzt wartest Du sicher auf ein Bild wie der fertige Fisch ausgesehen hat. Die Dinger haben so unglaublich gut geschmeckt, das Fleisch saftig und super zart, überhaupt nicht fischig, einzigartig im Geschmack, sicher der beste Fisch den wir je gegessen haben. Damit glauben wir daran, dass die Riffe eine Chance haben, die Übervölkerung mit diesen intrusiven Tieren zu vermeiden. Und Ausrotten geht auch nicht, da man sie ja nur 1:1 unter Wasser jagen kann. Ach ja, du willst das Bild des fertigen Festmahls. Gibt es leider nicht. Musst Du uns einfach glauben. Wir waren so begeistert vom Ergebnis dass ich erst nach dem letzten Bissen daran gedacht habe, ein Foto zu machen. Die paar Fischgräten die noch übrig waren ersparen wir euch. Wir jagen fix weiter und stellen uns einen Reminder um auf das Foto VOR dem Essen nicht zu vergessen. Versprochen!

Dafür gibt es ein Bild vom abendlichen Himmel - darunter trinken wir jetzt ein Feierabendbierchen und freuen uns auf morgen.

Stay tuned!

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