Vor ziemlich genau 2 Jahren ist es passiert. Mein Armgelenk wird nach 15 chronographenlosen Jahren erstmals wieder bestückt. Zu neugierig bin ich auf den Garmin Tauchcomputer "Descent MK1". Langer Rede kurzer Sinn: seit diesem Tag hab ich das Teil nie mehr abgenommen. Bis zu dem Tag, an dem die zweite Generation der "Descent" per UPS eintrifft. Garmin bietet dafür ein super Konzept: einige Tauchshops in Österreich und Deutschland haben sich als TESTCENTER qualifiziert und ermöglichen Dir kostenlos die MK2 und MK2i für ein paar Tage auszuprobieren. Schau einfach welches Testcenter in Deiner Nähe liegt. (Achtung, Link ist nur für Deutschland, für Österreich einfach hier anfragen). Absolut wichtig, da der Verkaufspreis der MK2 Serie etwas angehoben wurde und man sich so ein persönliches Bild vom Wert des Gerätes machen kann.
Ich stelle mir direkt die Frage, was man wohl noch besser machen könnte. Wünsche hatte ich in den letzten zwei Jahren nämlich keine. Ob Wandern, Radfahren, Laufen, Apnoe Tauchen oder Gerätetauchen - die MK1 war immer am Mann und hat perfekt abgeliefert. Auch die Akkuleistung mit 7-14 Tagen Laufzeit je nach Aktivitätslevel ließ keine Wünsche offen. Na gut, dann packen wir mal "die Neue" aus. Genauso edel verpackt wie die MK1 bemerke ich das größere Display und ein neues Ladegerät. Ah, macht Sinn, da es ja Gerüchte über ein etwas kleineres Damenmodell gibt und das MK1 Ladegerät auf den Durchmesser der Uhr ausgelegt war. Das neue Ladegerät ist ein "Clip", bei dem der Durchmesser keine Rolle mehr spielt. Und das neue Ladegerät lädt auch die MK1 - wunderbar!
Damit ich für euch einen aussagekräftigen Test-Bericht schreiben kann, buche ich gleich mal einen Flug nach Curacao. Über Weihnachten und Neujahr. Weil bei uns kann man grad so gar nichts machen. Bevor ich mich aber in Richtung Karibik aufmache wird "die Neue" mit dem Handy gekoppelt und in der App hinzugefügt. Sicherheitshalber lasse ich meine "Alte" noch drin, aber ich bin so neugierig auf das neue Display, dass ich gleich meine Tauchausrüstung packe und einen gemütlichen "Multigas" Deko-Tauchgang im Wörthersee mache. Das Display erscheint mir wie bei der MK1 klar, aber doch etwas deutlicher und auch größer - im dunklen See wieder perfekt ablesbar. Alles funktioniert wie gewohnt, Gaswechsel, Dekostopp, Sync nach dem Auftauchen. So weit so cool. Weitere Details beschreibe ich dann nach den bevorstehenden karibischen Tauchgängen.
Jetzt kommen 5 lange Tage, das Warten auf den Abflug. Ich merke den ersten Unterschied, nämlich das geringere Gewicht der MK2i. Auch die Bedienung der Knöpfe fühlt sich natürlicher an - das haptische Feedback ist perfekt gelöst. Voll cool finde ich auch, dass die Emoticons der Handynachrichten in Farbe angezeigt werden und, damit man sofort weiß über welchen Messenger die Nachricht kam, wird auch diese Information kurz vor der eigentlichen Nachricht präsentiert. Ein neues Feature wird von mir noch vor dem Abflug eingerichtet: Spotify Playlists per WLAN direkt auf die Uhr zu laden ist einfach der Hammer. Ohne Handy, mit Bluetooth Kopfhörern im Flugzeug - ein Genuss!
Angekommen auf Curacao starte ich den Laufzeit-Test des Akkus. Seit ich die MK2i bekommen habe, das war um Mitte Dezember, wurde nicht geladen - alles noch mit dem werkseitig auf ca. 70% geladenem Akku. Am Heiligabend geht "die Neue" ans Stromnetz und nach gut 2 Stunden zeigt das Display 100%. Nun kanns los gehen, geplant sind mal 14 Tage - es werden am Ende 19 Tage auf der Insel werden. Ergebnis: bei zwei Tauchgängen am Tag mit durchgehender Beleuchtung "auf Tiefe" und "bei Handgelenksbewegung nach Sonnenuntergang" macht die MK2i ganze 10 Tage mit. Das liegt etwas über dem gewohnten Bereich der MK1, aber die MK2i leistet noch ein paar Sachen mehr. Zum Beispiel das Pulsoximeter, welches die Sauerstoffsättigung im Körper permanent überwacht. Oder die coole Musikfunktion, welche ich mittlerweile zu lieben gelernt habe. Ob im Flieger, abends im Bett während meine Frau etwas liest, beim Joggen oder Radfahren. Aufpassen nur auf die Lautstärke, damit man den Verkehr auch nicht überhört.
Eine weitere Verbesserung im Vergleich zum MK1 ist die differenzierte Restbatterieanzeige je nach Aktivität. Man kann schön ablesen wie lange die MK2 noch als "Uhr" läuft und wenn man zum Beispiel die Tauchcomputer App aufruft, sieht man wie viele Tauchstunden sie noch packt. Top gelöst - vor allem wenn man abschätzen möchte ob sich der nächste Tauchtag mit der Restladung noch machen lässt.
Aber zurück ins Paradies. Nach den ersten Tauchgängen ist klar, die gewohnten Tauch-Parameter werden wohl permanent überschritten. Die herrlichen Tauchplätze sorgen dafür, dass wir meist zwischen 70 und 85 Minuten unter Wasser sind und somit auch ganz gut aufsättigen. Umso cooler, dass der Akku hier trotzdem für 20 Tauchgänge mitspielt.
Der intuitive Planungsmodus der MK2i hilft uns super dabei, die Oberflächenpause ideal einzuhalten und die klaren "Ansagen" bei Beginn des Dekompressionstauchganges und das "Ende der Dekompression" machen es einem leicht, immer innerhalb der sicheren Parameter zu tauchen. Ja, alle Meldungen werden im Klartext auf dem großen Display angezeigt und auf Wunsch auch akustisch und per Vibration dem Taucher signalisiert. Top!
Garmin verspricht mit der zweiten Generation ein um 36% größeres Display. Das ist auch richtig und die Qualität der Anzeige ist umwerfend gut. Die Vergrößerung konnte ich jedoch unter Wasser nicht wahrnehmen und habe dann versucht herauszufinden warum. Ein Vergleich hat mich dann sicher gemacht. Garmin hat den größeren Platz nicht dafür genutzt, die wichtigsten Informationen größer darzustellen, sondern es wird mehr Information angezeigt. Konkret ist das entweder die Wassertemperatur oder bei Luftintegration der verbleibende Restdruck in der Flasche. Die anderen Informationen wie Tiefe, Nullzeit und Tauchzeit blieben im Vergleich zur MK1 gleich groß. Das ist ein wenig schade, da man das neue Display dazu nutzen könnte, die wichtigsten Daten größer darzustellen. Vielleicht könnte man das sogar einstellbar machen, dann wäre es für TaucherInnen mit oft altersbedingten Ableseproblemen ganz sicher der Computer der Wahl. Für meine Augen war das kein Problem, aber wer sich größere Zahlen durch das größere Display erwartet, liegt da nicht ganz richtig. Aber es ist ja "nur" Software und nachdem ein Update super einfach vonstatten geht, wer weiß, vielleicht legt Garmin da demnächst nach.
Ein kleines aber nicht unwichtiges Detail für Taucher: man kann unter Wasser die Konservativität anpassen. Normalerweise tauche ich gerne mit hoher Konservativität, da Sicherheit für mich an oberster Stelle steht. Nachdem unsere Tauchgänge hier sehr lange dauerten und ich es einmal verpasst hatte, mich vorher zu entleeren, war ich dieser Funktion sehr dankbar. Ich konnte die Konservativität während des Tauchganges von "hoch" auf "mittel" stellen, damit die Dekompressionszeit etwas verkürzen und somit meinen Anzug vor interner Flutung bewahren. Bei trotzdem sicherem Austauchen und einem guten Gefühl dabei. Ein weiteres Plus für diesen Tauchcomputer. Ansonsten liefert die MK2i im Vergleich zum Vorgängermodell bei den Tauchfunktionen keine Änderungen.
Optisch ist alles etwas moderner gestaltet, einfach noch schöner. Wer mit der MK2 oder MK2i eine nun korrekte Berechnung der verbrauchten Kalorien bei einem Tauchgang erwartet, wird wohl noch auf ein Update warten müssen. An den Statistiken hat sich nämlich nichts geändert. Leider habe ich noch keinen T1 Sender zur Verfügung, diese werden demnächst auf den Markt kommen. Somit kann ich zur Luftintegration hier auch nichts schreiben, laut meinen Informationen soll wohl die automatische AMV Berechnung bei den Statistiken dazu kommen.
Ein großer Unterschied zur Descent MK1 ist die Art und Weise wie Widgets angezeigt werden. Beim Durchblättern dieser Widgets erscheinen nämlich nicht nur die Namen der Widgets sondern auch gleich direkt die wichtigsten Daten dieser. Schön gemacht und spart den einen oder anderen Button-Click.
Alle anderen von mir verwendeten Funktionen wie Schritte, Wandern, Radfahren, etc. funktionieren genauso perfekt wie schon von der MK1 bekannt. Die Schlafanalyse wurde offenbar überarbeitet und zumindest für mich neu war die "Body Battery" und Atmungsüberwachungs-Funktion. Sehr interessant und aufschlussreich, funktioniert aber natürlich nur, wenn man die Uhr auch beim Schlafen trägt. Was vor allem durch das geringere Gewicht auch absolut kein Problem ist.
Fazit: Garmin hat mich persönlich echt überrascht, indem sie ein Produkt, welches in meinen Augen nahezu perfekt war, nochmal überarbeitet und verbessert hat. Gesamtdesign, Displaygröße und Button-Haptik sind auf höchstem Niveau gelungen. Die Menüführung wurde noch deutlicher und intuitiver gemacht, sowie echt praktische neue Funktionen, wie Pulsoximeter und Musik, eingeführt.
Der Tauchcomputer funktioniert genauso präzise wie in der MK1, der Kompass unter Wasser läuft nochmal merkbar ruckelfreier. Der einzige Wehrmutstropfen ist die Sache mit dem größeren Display, welches nicht für größere Zahlen genutzt wurde - ich hoffe das kommt noch. Genauso wie ich auf den Sender warte und danach ausführlich darüber berichten werde.
Die kostenlose Möglichkeit das Gerät zu testen fügt sich nahtlos in den - im Fall der Fälle - Top Support ein. Ein Upgrade von MK1 auf MK2 zahlt sich definitiv aus!
Ob Freediving, Einzelgas oder Multigas Tauchen - dieses Gerät kann es einfach perfekt. Und alle anderen Sportarten sowieso. Mit einer Akkuleistung die eine Woche Tauchsafari ohne Aufladen ermöglicht. Und es kann Navigation. Und Eieruhr. Klare Empfehlung!
Hi great reading yoour post